Es liegt doch auf der Hand: Er sucht nach einer Seele. Das tut er intensiv und voller Rachsucht, weil er vor langer Zeit genau an diesem Ort um den Lohn seiner Arbeit betrogen wurde.
Aber der Reihe nach: Der heilige Damm ist ein aus großen Steinen zusammengefügter, natürlicher Deich direkt an der Küste des ältesten Seebades Deutschlands. Entstanden ist er durch eine strömungsabhängige Ablagerung eiszeitlichen Materials, das an der Steilküste westlich von Heiligendamm abgetragen wurde. Es war ein langer Prozess, bis der Deich in seiner heutigen Form aufgeschichtet war. Doch der Sage nach wurde er in einer einzigen Nacht geschaffen, und zwar von niemand anderem als dem Teufel persönlich. Damit entsprach dieser dem Wunsch eines Schäfers, dessen Seele er im Gegenzug zu erlangen hoffte. Allerdings stellte der schlaue Schäfer eine Bedingung: Wäre das Werk nicht rechtzeitig vollendet, dann würde er frei sein. Um den Zeitpunkt genau bestimmen zu können, brachte er drei Hähne mit, einen weißen, einen roten und einen schwarzen. Der Damm sollte fertig sein, bevor der letzte Hahn gekräht hätte. Mit Feuereifer machte sich der Teufel an die Arbeit und schleppte Steine herbei. Fast war der Damm vollendet, als der weiße und der rote Hahn nacheinander krähten. Der Leibhaftige nahm es gelassen hin, doch als er mit dem letzten Stein in den Klauen durch die Luft geflogen kam, da krähte auch der schwarze Hahn. Damit hatte der Schäfer die Wette gewonnen und der Teufel ließ den Stein wutentbrannt fallen. Soweit die Sage.
Als ich im vergangenen Jahr an einem grauen Regentag an der Steilküste westlich von Heiligendamm stand, kam mir der Gedanke, dass hier ein einsames Haus stehen müsste, in dem Unheimliches geschieht. Und warum eigentlich nicht den Teufel ein wenig mitspielen lassen? Die Idee gefiel mir, und nun ist daraus der Roman „Der Teufel von Heiligendamm“ entstanden. Nein, es ist keine Mysterie-Geschichte geworden, sondern ein Psychothriller mit ein paar Gruselmotiven. Nun hoffe ich auf interessierte Leser und vielleicht sogar auf die eine oder andere freundliche Rezension. Krimiautoren mögen durch ihre Bücher so erscheinen, als wären sie nicht sonderlich zart besaitet, doch sie sind es leider, was die Beurteilung ihrer Werke angeht. Diese Feststellung stammt nicht von mir, sondern von einer der besten Krimiautorinnen Deutschlands. Nun würde ich mich zwar nicht mit ihr vergleichen wollen, doch in diesem speziellen Punkt stehe ich ihr ausnahmsweise in nichts nach.