„Henkersbraut“ spielt nicht zufällig in meiner alten Heimatstadt Bad Salzelmen. Ich verbinde viele schöne Erinnerungen mit diesem Ort und möchte deshalb heute etwas über die Stadt und ihre historischen Wurzeln erzählen.
Bad Salzelmen führt das Salz nicht nur im Namen, es ist gewissermaßen auf Salz gegründet. Bis in die Anfänge des 13. Jahrhunderts reicht die Geschichte der Gewinnung des weißen Goldes dort zurück. Der Legende nach soll die erste salzige Quelle vom verirrten Lamm eines Hirten entdeckt worden sein. Es blieb nicht die einzige und schon bald wurde das Salz gewerbsmäßig durch das Sieden des salzhaltigen Wassers (der Sole) in großen Pfannen gewonnen, nach denen die Besitzer der Solgüter Pfänner genannt wurden. Noch heute gibt es in Salzelmen eine Pfännerstraße, den Pfännerturm und die Gaststätte Pfännerklause.
Die Pfänner erwarben nicht nur großen Reichtum, sondern auch Macht und Einfluss. Sie bestimmten die Geschicke der Stadt entscheidend. Mit ihrem Geld erwarben sie Adelstitel und so kam es, dass der Stadtrat im 17. Jahrhundert ausschließlich aus Adligen bestand. Zeugnisse dieser großen Zeit sind unter anderem das imposante Rathaus (heute Museum) und die wuchtige spätgotische St.-Johannis-Kirche. Auf dem Gertraudenfriedhof kann man die verwitterten Grabtafeln der alten Adelsgeschlechter besichtigen. Als Kind fand ich diesen Ort unheimlich, weil man damals durch die zerbrochenen Fenster der alten Gruften einen Blick auf die Särge darin werfen konnte. Nicht zufällig wird deshalb in „Henkersbraut“ die Leiche auf diesem Friedhof gefunden.
Das Gradierwerk wurde von 1756 bis 1765 mit einer Gesamtlänge von 1837m errichtet. Es war das größte seiner Art in Europa. Das Funktionsprinzip ist einfach: Die Rohsole wird nach oben gepumpt und rieselt dann über ein mit Schwarzdorn gestopftes Holzgerüst nach unten. Durch die Verdunstung erhöht sich ihre Konzentration und Reinheit. Das spart Brennstoff beim Sieden und hat einen sehr angenehmen Nebeneffekt: Während des Verrieselns entsteht die reinste Meeresbrise. Bei einem Schnupfen ist ein Spaziergang am Gradierwerk entlang eine wahre Wohltat. Auch heute dienen die verbliebenen 300m des Gradierwerkes als Freiluftinhalatorium.
Die gesundheitsfördernde Wirkung der Sole machte sich schließlich der Knappschaftsarzt Dr. Tolberg zunutze. Sein Verdienst ist die Gründung des ersten deutschen Solbades im Jahre 1802. Neben Inhalationen und Trinkkuren wurden auch Bäder angeboten. Im alten Soleschwimmbecken des „Erlenbades“ habe ich als Kind das Schwimmen erlernt. Hilfreich war dabei der starke Auftrieb der Sole – ein Effekt wie im Toten Meer. Heute gibt es das Erlenbad nicht mehr, an seine Stelle ist das moderne und großzügige Erholungsbad „Solequell“ getreten. Immer wenn ich Gelegenheit habe, meiner alten Heimat einen Besuch abzustatten, freue ich mich über die Neuerungen dort. Es wäre schön, wenn Bad Salzelmen auch durch mein Buch noch ein wenig bekannter werden würde.
Hallo Fiona,
ich habe gerade über das Gradierwerk gelesen. Auch ich komme aus einer Gegend, wo es diese gab und immer noch gibt. So ist Bad Salzhausen und Bad Nauheim nicht weit von meinem Geburtsort (Schotten) entfernt und dort stehen ebenfalls noch Gradierwerke, die auch noch genutzt werden.
LG
Astrid